Das ist nicht der Job, für den ich gekommen bin!
[dropcap]J[/dropcap]eder Medienprofi hat sich natürlich daran gewöhnt, dass sich die Zeiten ändern. Ich selbst habe meine ersten Artikel noch auf einer Schreibmaschine geschrieben, zwei Durchschläge für das Redigieren. Fotos wurden als Abzüge gescannt, schwarz-weiß natürlich, und ihre Übertragung dauerte 15 Minuten. Jede neue Technologie und auch jeder relevante Trend (z. B. in den letzten Jahren hin zum multimedialen Storytelling) verändert mehr oder weniger stark die Arbeitsweise, die Abläufe in der Redaktion und auch die eigene Stelle.
Bis zu einem gewissen Grad ist das natürlich unvermeidlich. Die Welt dreht sich weiter, und wer seinen Job weitermachen will, muss sich anpassen. Doch manchmal verläuft solch eine Veränderung auf einer ganz anderen Ebene: Die eigene Stelle wird vom Arbeitgeber neu definiert, oft innerhalb weniger Monate – und plötzlich überhaupt nicht mehr attraktiv und ganz anders als vereinbart. Soll man sich nach etwas anderem umsehen und kündigen oder trotz seines Unwillens abwarten und es erst einmal probieren? Dazu einige Gedanken.
Eine Reporterin hatte sich bei der Tageszeitung in ihrer Heimatregion beworben. Ihr wurde zugesagt, dass sie viel unterwegs sein könne, „Land und Leute begleiten“ – das Hauptmotiv für ihre Bewerbung. Das Einstiegsgehalt war niedriger als erhofft, doch bei guter Leistung könne sie nach der Probezeit mit einer Erhöhung rechnen. Sie unterschrieb den Vertrag, fand sich aber innerhalb weniger Monate im Newsroom wieder, weil dort eine Kollegin in den Mutterschutz gegangen war, und sollte dort nur noch Agenturmeldungen umschreiben.
Ein Fachredakteur war von einem Magazin angeworben worden, weil er sich besonders gut mit Medizinthemen auskannte, die wegen ihres Service-Charakters einen hohen Stellenwert hatten. Nach einem Wechsel des Chefredakteurs wenig später wurde dieses Themengebiet drastisch zurückgefahren, und der Redakteur sollte nun „andere Servicethemen“ betreuen, darunter Miet- und Versicherungsrecht. Er kannte diese Themen nur oberflächlich und war nur wenig an ihnen interessiert. Die neue Chefredaktion warf ihm mangelnde Flexibilität vor und verlängerte seine Probezeit – kurzfristige Kündigung damit weiterhin möglich.
Werfen Sie als erstes einen Blick in Ihren Vertrag
Werfen Sie einen Blick in Ihren Arbeitsvertrag. Zwar ist bei den meisten Medienhäusern eine recht hohe Variabilität vereinbart, etwa die mögliche Versetzung in ein anderes Ressort oder sogar in eine andere Stadt. Gleichzeitig heißt das nicht, dass Sie alles hinnehmen müssen. Die Arbeit muss beispielsweise gleichrangig sein (keine grundlose Herabstufung). Wenn Sie unsicher sind, lassen Sie sich vom Betriebsrat oder einem spezialisierten Anwalt beraten.
Sprechen Sie regelmäßig mit der Personalabteilung. Immer wieder kommt es vor, dass Vorgesetzte ohne jede interne Absprache oder auch nur Kenntnis des Arbeitsrechts etwas entscheiden oder sogar nur behaupten, um den Mitarbeiter einzuschüchtern. Beispiel: Ein Mitarbeiter erfährt, daß seine Probezeit verlängert würde. Bei der Personalabteilung wurde das jedoch nie gemeldet, geschweige denn dokumentiert – Wirkung damit zweifelhaft. Es ist sehr hilfreich, sich Notizen zu machen, da viele Details sonst bald wieder vergessen sind.
Vergessen Sie nicht, warum Sie gekommen sind
Erlauben Sie sich eine gewisse Offenheit. In den meisten Fällen steckt kein böser Wille dahinter, sondern es hat sich auch für den Vorgesetzten etwas geändert, ohne daß er es Ihnen mitteilen kann. Beispiel: Die Unternehmensleitung hat den strategischen Kurs geändert, und er muss nun etwas umsetzen, was er selbst ganz anders entschieden hat. Das ist anfangs vielleicht ärgerlich und unangenehm, kann aber auch eine Chance sein.
Verlieren Sie nicht aus den Augen, warum Sie eigentlich gekommen sind. Viele Wendungen im Job führen dazu, dass man oft gar nicht mehr genau weiß, wieso man hier und nicht woanders arbeitet. Erinnern Sie sich daran, mit welchen Hoffnungen und Erwartungen Sie gekommen sind und was man Ihnen versprochen hat. Kompromisse sind immer notwendig. Wenn sich allerdings herausstellt, dass Sie bewusst getäuscht oder ganz belogen wurden (z. B. beim Gehalt), ist das Unternehmen vielleicht grundsätzlich problematisch.
Setzen Sie sich einen festen Schlusspunkt
Geben Sie dem Arbeitgeber etwas Zeit, seine Versprechen umzusetzen, lassen Sie sich aber nicht ewig hinhalten. Beispiel: Sie sollten kurz in der Lokalredaktion aushelfen, dann in der Zentralredaktion arbeiten, haben jedoch nach einem Jahr noch immer keinen Termin für den Wechsel. Begrenzen Sie Kompromisse zeitlich (z. B. 3-6 Monate) und teilen Sie das auch mit. So erlauben Sie dem Unternehmen, eine andere Lösung zu finden, zeigen also guten Willen – können sich aber auch Konsequenz leisten, wenn es weiterhin nicht läuft.
Seien Sie dabei realistisch, was Ihre Kräfte angeht. Wenn Sie die Arbeit völlig erschöpft, Sie kaum noch aus dem Bett kommen und sich krank schreiben lassen, nur um nicht mehr in die Redaktion zu müssen, sollten Sie innerhalb weniger Monate den Job aufgeben. Bereiten Sie eine Alternative vor, also keine unüberlegte Kündigung, setzen Sie sich aber einen festen Schlusspunkt. Mit dieser inneren Entschlossenheit lässt sich nicht nur besser verhandeln. Sie bereiten tatsächlich einen Ausweg vor, auf den Sie bei Bedarf zurückgreifen können.
Dieser Beitrag erschien zuerst auf Kress.de.
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