Dauerhaft belastet – wie komme ich aus einer Krise?

[dropcap]E[/dropcap]ine Chefreporterin wollte schon seit vier Jahren den TV-Sender verlassen, für den sie arbeitete. Die Arbeit erschöpfte sie, und ihr Gehalt war zu niedrig. Der Grund, der sie in der Position festhielt, beschämte sie und war deshalb kaum jemandem bekannt: Sie war über die gesamte Zeit ihrer Ehe die Alleinverdiener, die ihren Mann und zwei gemeinsame Kinder mitversorgte. Er hatte erst ewig studiert, war nun Künstler, allerdings ohne Kunden.

Eine Produktmanagerin hatte sich im Bewerbungsverfahren durchgesetzt, indem sie sich als besonders ehrgeizig, unkompliziert und stresserprobt dargestellt hatte. Sie verschwieg, dass sie erst vor zwei Jahren ein Burnout überstanden hatte und immer achtgeben musste, sich nicht zu überlasten. Während ihr Chef ihr mehrere anspruchsvolle Projekte übergeben wollte, vermied sie jede Überstunde und lieferte damit immer hektisch und fehlerhaft.

Dauerhafte Belastungen, meist wegen problematischer Beziehungen, Geldsorgen oder Krankheit, sind häufig und schlagen sich gerade im Beruf nieder, vielfach über Monate oder gar Jahre. Sie verbrauchen Kraft, Zeit und Aufmerksamkeit, die dann im Job fehlt – und sind zudem oft schambesetzt, so dass man sich noch nicht einmal erklären kann. Abstellen lassen sie sich nicht so einfach. Wie umgehen mit dauerhaften negativen Belastungen?

Schämen Sie sich nicht, dass es Ihnen schlecht geht

Zuerst: Schämen Sie sich nicht, wenn Sie derartige Probleme plagen. Wer ein wenig Lebenserfahrung hat, der hat Ähnliches bereits gehört oder selbst erlebt, und gerade in Personalabteilungen ist alles schon einmal dagewesen. Belasten Sie sich also nicht noch zusätzlich, indem Sie über ihre Sorgen schweigen oder falsche Erklärungen präsentieren. Sprechen Sie also offen mit jenen, die Sie grundsätzlich mögen und pragmatisch sind.

Ein Lokalredakteur hatte eine kurze Beziehung mit einer Frau, von der er sich dann trennte. Sie belästigte ihn über mehr als ein Jahr mehrfach täglich mit unerwünschten Anrufen und Nachrichten. Eine Strafanzeige brachte keinen Erfolg. Eines Tages rief ihn ein Vorgesetzter zu sich: Er hatte einen mehrseitigen Brief erhalten, indem sie ihren früheren Partner u.a. beschuldigte, sie bestohlen und mit einer Geschlechtskrankheit angesteckt zu haben. Er war so beschämt, dass er eine Kündigung erwog, fand aber Unterstützung bei seinem Chef.

In Ihrer Umgebung finden Sie oft gute Unterstützer

Oft sind direkte Vorgesetzte und Personalleiter tatsächlich gute Helfer und gehen die Sache – vielleicht nach einer kleinen Unsicherheit – beherzt und verständnisvoll an, sind zudem auch froh darüber, als Vertrauensperson gesehen und informiert zu werden. Zusätzlich bieten die meisten großen Medienhäuser auch anonyme Hilfe an, meist über vertraglich verbundene Psychologen, die zwar berechnet, aber keine Details zu Mitarbeiter und Fall nennen.

Gleichzeitig sollten Sie in solch einer Situation realistisch sein: Im Ausnahmefall kann eine persönliche Krise dazu motivieren, sich besonders anzustrengen oder einfach in die Arbeit zu flüchten, um alles andere zumindest zeitweise zu vergessen. Die meisten Menschen brauchen in solch einer Phase aber eher viel Ruhe: Mehr Schlaf als sonst, reduzierte Aktivitäten auch in der Freizeit, viel Zeit, um das Erlebte zu verarbeiten. Planen Sie dieses Bedürfnis ein, eventuell müssen Sie beruflich für einige Zeit etwas zur Seite treten.

Schonen Sie sich, lösen Sie aber auch Probleme

Versuchen Sie, Ihre Krise in kleinen Schritten zu überwinden. Die Zeit heilt keine Wunden, sondern nur das, was Sie in ihrer Zeit tun. Je nach Situation sind teilweise viele praktische Probleme gleichzeitig zu lösen. Beispiel: Sie müssen eine Beziehung beenden – und dafür brauchen Sie eine neue Wohnung und vielleicht Möbel, müssen den Auszug schnell und ohne Drama erledigen, rechtliche Schritte (Trennungsvereinbarung) einleiten, sich überall ummelden. Überlassen Sie sich nicht nur dem Schmerz, erledigen Sie, was nur geht.

Seien Sie nicht zu enttäuscht, wenn vermeintlich gute Freunde oder Bekannte Ihnen nicht helfen. Manche wollen tatsächlich nicht „hineingezogen“ werden, andere sind nicht in der Lage, zu helfen – sei es aus eigener Überlastung, mangelndem Verständnis oder weil sie nicht wissen, was sie tun sollen. Urteilen Sie nicht zu hart, und seien Sie nicht verbittert. Jeder Mensch ist anders, Sie werden gleichzeitig von Gesten der Hilfe z. B. von alten Schulfreunden oder flüchtigen Bekannten überrascht werden, die sie nie erwartet hätten.

Vertrauen Sie darauf, dass am Ende alles einen Sinn haben wird. In einer Krise wirkt jeder unbeholfene Trost („Das wird schon wieder“, „Bald wirst Du darüber lachen können“) wie Spott. Eventuell wird immer eine Verletzung bleiben, gleichzeitig werden Sie etwas gewinnen. Mindestens Erfahrung – Sie lernen etwas über sich, andere und das Leben -, meist noch viel mehr. Haben Sie also die Zuversicht, dass Ihnen die schwere Zeit auch etwas nützen wird.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Kress.de.

 

 

 

 



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