Die 3 Erfolgsfaktoren für eine langfristige Karriere
[dropcap]I[/dropcap]m Laufe von inzwischen bald 30 Jahren in der Medienbranche war es unvermeidlich, dass ich so manche Karriere langfristig mitverfolgen konnte. Wie geriet der talentierte Jungredakteur X, den einst alle so mochten, immer weiter ins Abseits, bis gar keine Redaktion mehr mit ihm arbeiten wollte? Wie konnte sich Reporterin Y, die immer für kleine Magazine schrieb und nur wenig vernetzt war, durch alle Krisen hinweg respektabel halten? Warum wurde der frühere Chefredakteur A auch lange nach seiner Pensionierung noch hoch geschätzt, der ehrgeizige Ressortleiter B dagegen sofort vergessen, als er die Branche verließ?
Es geht also um Erfolgsfaktoren, die langfristig wirken – und damit über Zufälle, Glück und Kontakte hinausreichen. Zeiträume, für die Tricks und Strategien keine große Rolle mehr spielen, sondern nur noch echte Substanz. Drei Faktoren würde ich dafür nennen, die gleichzeitig vorhanden sein müssen und sich nicht gegenseitig ersetzen können.
1. Kompetenz: Den Job erledigen können
Dieser Faktor meint, eine Tätigkeit überhaupt ausüben zu können, also die dafür nötigen Fertigkeiten zu haben. Beispiel: Ein Redakteur muss Themenideen haben, recherchieren und schreiben können, sowie ein Redaktionssystem bedienen. Kompetenz umfasst damit ausreichende Intelligenz, Ausbildung und Erfahrung. Bis zu einem gewissen Grad können sich diese Bestandteile gegenseitig ausgleichen. Ein junger Reporter bringt vielleicht noch nicht die Routine des älteren Kollegen mit, dafür eine aktuellere Multimedia-Ausbildung.
Es ist durchaus möglich, sich durch eine geschickte Bewerbung oder persönliche Kontakte zunächst in eine Position zu bringen, für die man eigentlich nicht ausreichend qualifiziert ist. Sehr schnell wird sich dann aber eine Phase des intensiven Lernens oder sogar eine formelle Weiterbildung (Training, Seminar) anschließen müssen, um den Rückstand noch aufzuholen. Am Ende muss jeder, der einen Vertrag unterschreibt, auch liefern.
Wer wegen mangelnder Kompetenz scheitert, gesteht sich das oft schwer ein und wird andere Faktoren verantwortlich machen, etwa angeblichen Neid der Kollegen. Manche zu früh aufgestiegene Führungskraft sieht sich mit der schmerzhaften Realität konfrontiert, den Job trotz großer Bemühungen nicht gekonnt zu haben und wieder verabschiedet worden zu sein. Ist diese Enttäuschung überwunden, ist es sicher sinnvoll zu sehen, was gefehlt hat und nachgeholt werden müsste, wenn überhaupt ein neuer Anlauf erwünscht ist.
2. Präsenz: Den Job anderen vermitteln können
Der zweite Faktor umfasst die Fähigkeit, physisch präsent zu sein, also soziale Fähigkeiten wirksam zu materialisieren (anstatt sie nur intellektuell zu kennen). Das ist also eine andere Qualität, als Networking-Emails zu schreiben oder LinkedIn zu pflegen. Es geht darum, in Konferenzen wirksam aufzutreten, Präsentation gut zu halten, sich bei „Get-Togethers“ sicher zu bewegen. Diese Gelegenheiten entscheiden oft in wenigen Momenten über Karrieren.
Wem das schwerfällt, wird diesen Faktor vielfach gegen fachliche Kompetenz aufwiegen wollen, für unwichtig erklären oder darunter leiden, dass andere („Schleimer“, „Karrieristen“) scheinbar keine Mühen damit haben. Das Internetzeitalter hat vielfach die Illusion geweckt, all das wäre gar nicht mehr nötig. Doch sind wir weiterhin auch körperliche Wesen, die sich noch immer in Meetings, Bewerbungsgesprächen und bei Veranstaltungen persönlich begegnen.
Manchmal wird der Eindruck erweckt, Präsenz – Ausstrahlung, Charisma, die persönliche Energie – ließe sich lernen. Das trifft nur zu, wenn damit nicht plumpe, schnell als unecht durchschaute Tricks gemeint sind, etwa das Imitieren der Gestik seines Gegenübers oder einstudierte Posen und Worte. Echte Präsenz ist ein Ausdruck von Persönlichkeit, erfordert also „innere Arbeit“: Sich selbst kennen und schätzen lernen, die Widersprüche und Brüche in sich selbst zusammenführen und damit Authentizität und Profil entwickeln.
3. Charakter: Den Job aushalten können
Der dritte Faktor beschreibt die Fähigkeit, die Umstände eines Jobs bewältigen zu können, und zwar die Hochphasen wie die Schwierigkeiten. Dabei geht es um Charakter, also die Gesamtheit aus Eigenschaften wie Ausdauer, Geduld, Ehrlichkeit, Loyalität. Natürlich ist es leicht, sich über jede davon lustig zu machen, und welcher Journalist ist nicht auch ein klein wenig Zyniker. Doch Charakter ist mittel- bis langfristig eben auch erfolgsentscheidend.
Kurzfristig ist es immer möglich, jemand zu übervorteilen oder unbemerkt andere mehr oder wenige feine Tricks einzusetzen, und es wird oft genug versucht. Doch der Ruf einer Person spricht sich herum, die Medien sind eine zu kleine Branche, als er ewig geheim bleiben würde. Nur wenige holen sich wissentlich jemanden ins Team, von dem sie wissen oder gehört haben, dass die Person gravierende Charaktermängel hat – schon aus Eigeninteresse.
In diese Kategorie fällt auch der Umgang mit großem Erfolg (bleibt die Person umgänglich und bodenständig) oder Enttäuschungen (bleibt die Person optimistisch und beherrscht). Charakter bildet sich durch derartige Erfahrungen, vor allem aber durch Vorbilder, die man darin beobachten kann. Wie ein mächtiger Chefredakteur etwa seine Volontäre oder ein gestresster Ressortleiter seine freien Mitarbeiter behandelt, sagt dem Team mehr als jede Ansprache und kann Inspiration oder auch Abschreckung sein.
Kompetenz, Präsenz und Charakter – keiner dieser Faktoren kann den anderen ersetzen. Wer seinen Job überhaupt nicht kann, wird das langfristig auch nicht durch bestes Auftreten ausgleichen können. Wer perfekte Kenntnisse hat, aber einen fragwürdigen Charakter, wird irgendwann feststellen, dass ihm die Redaktionen ausgehen, in die er noch wechseln könnte. Wer in den Konferenzen schweigt und alle Präsentationen vermeidet, kann fachlich und persönlich noch so gut sein, er wird übersehen und übergangen werden.
Erfolg meint damit übrigens überhaupt nicht zwingend einen hierarchischen Aufstieg. Mancher fühlt sich am wohlsten als Reporter, der möglichst jeden Tag unterwegs ist. Andere sind gern Lokalredakteur in ihrem Heimatort, Projektmanager oder Anzeigenverkäufer, wieder andere sehen sich tatsächlich als Ressortleiter, Chefredakteur oder Geschäftsführer. Erfolg meint hier, sein Potential innerhalb der Umstände so weit wie möglich zu realisieren.
Dieser Beitrag erschien zuerst auf Kress.de.
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