Zwei Frauen unterhalten sich in der Kantine. Sie sind Kolleginnen und Freundinnen.

Im Job befreundet sein – kann das überhaupt funktionieren?

[dropcap]E[/dropcap]ine Chefreporterin hatte sich noch während ihres Volontariats mit einer anderen jungen Journalistin angefreundet. Sie bewarben sich später bei derselben Redaktion und wurden beide genommen. Es gefiel ihr, mit ihrer Freundin gemeinsam in einem Team zu arbeiten. Sie verbrachten weiterhin auch einen Teil ihrer Freizeit gemeinsam. Eines Tages erfuhr sie jedoch, dass sich ihre Freundin um die freiwerdende Ressortleiterstelle beworben hatte, ohne ihr etwas davon zu sagen. Sie fühlte sich hintergangen. Mehr noch ärgerte sie die Vorstellung, dass ihre Freundin sich offenbar als ihre potentielle Vorgesetzte sah.

Ein Fotochef war mehr als 20 Jahre im selben Medienhaus tätig. Er hatte im Laufe der Zeit zu vielen Kollegen ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut. Auch zu seinem aktuellen Chefredakteur, den er einige Jahre zuvor noch als Jungredakteur kennengelernt hatte. Eines Tages eröffnete ihm dieser völlig überraschend, dass es zukünftig einen neuen Fotochef geben werde – den bisherigen Stellvertreter. Man wolle sich verjüngen, er solle es nicht persönlich nehmen. Es blieb nur noch, die Abfindung auszuhandeln. Den älteren Kollegen enttäuschte vor allem, dass niemand ihn vorgewarnt hatte und keiner offen für ihn eintrat.

Nicht von betont unkomplizierter Firmenkultur täuschen lassen

Kann man am Arbeitsplatz überhaupt wirklich befreundet sein? Wer nie eine Enttäuschung erlebt hat, wird das für eine Selbstverständlichkeit halten. Insbesondere in Umgebungen, die sich eine betont junge und unkomplizierte Startup-Atmosphäre geben. Da gehört das “Du” ebenso dazu wie gemeinsame Aktivitäten in der Freizeit. Auch der Chef soll am besten ein guter Freund sein, dem man alles anvertrauen kann. Wer schon manche Rivalität oder gar Intrige erlebt hat, wird skeptischer herangehen sein. Ausgerechnet einem Kollegen allzu private Informationen anvertrauen?

Hier einige Punkte, die du bedenken solltest:

  • Genieße freundschaftliche Kontakte am Arbeitsplatz. Sie können den beruflichen Alltag auf vielfache Weise bereichern und angenehm machen. Selbst engere Bindungen sind oft sehr schön. Etwa die Patenschaft für das Kind eines Kollegen übernehmen oder der Trauzeuge eines Kollegen werden.
  • Bleibe gleichzeitig realistisch. Selbst im harmonischsten Umfeld bist du weiterhin an einem Arbeitsplatz, musst etwas leisten und wirst dafür bezahlt. Freundschaften sind ein schöner Nebeneffekt, aber nicht der Grund eures Zusammenkommens. Bewerte diesen Aspekt daher nicht zu hoch.
  • Lass dich insbesondere in betont lockeren Umfeldern nicht täuschen. Hierarchien gibt es immer. Wenn ein Freund dein Vorgesetzter wird, dann wird er manchmal anders entscheiden müssen, als er das privat vielleicht gern täte. Erwarte daher nicht zu viel. Sich selbst, aber auch dem anderen zuliebe.
  • Rivalitäten sind normal. Vor allem, wenn beide in derselben Karrierephase sind. Ihr kämpft eventuell beide um dieselben Informanten und Rechercheergebnisse. Um die selben Plätze im Blatt bzw. Heft oder Programm, Beförderungen und neuen Jobs. Sieh es wie einen sportlichen Wettkampf, nicht als persönlichen Angriff gegen dich.
  • Wenn du den Eindruck hast, es gebe einen Konflikt, sprich das in einem ruhigen Moment an. So viel sollte dir die Freundschaft wert sein. Kläre einen eventuellen Verdacht (z. B. beim gemeinsamen Chef schlecht über dich geredet). Oft stellen sich Missverständnisse heraus, ansonsten hast du zumindest Klarheit.
  • Im Einzelfall kann es der Freundschaft zuliebe besser sein, dass einer die Redaktion oder gar das Unternehmen wechselt. Oft lässt sich das sogar mit dem nächsten Karriereschritt verbinden. Sehr ähnlich, wie es oft bei Liebesbeziehungen im Job gehalten wird. Das erlaubt dir wieder einen unbeschwerten Umgang.

Professionalität bewahren

Bedenke auch am Arbeitsplatz immer, dass sich vieles nicht zurücknehmen lässt. Hast du erst einmal ganz offen beispielsweise über deine Eheprobleme oder Schulden gesprochen oder warst in Anwesenheit eines Kollegen stark betrunken, wird man dich mit anderen Augen sehen. Vor allem gilt das, wenn du Karriere-Ambitionen hast. Bei aller Freundschaft spielst du dann plötzlich in einer anderen Liga und musst andere Interessen vertreten. Deshalb: Keine Angst vor Professionalität – und alles andere nach Feierabend.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Kress.de.

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