In der Angestellten-Falle

[dropcap]K[/dropcap]ommt ein neuer Coaching-Klient zu mir, hat er ein sehr reales Problem, das er gelöst sehen möchte: Die Redakteursstelle scheint beispielsweise bedroht, weil der Verlag schon wieder Stellen abbaut, die Familie erwartet endlich mehr gemeinsame Zeit, was mit der aktuellen Position nicht zu vereinbaren ist oder der Nebenjob als Start in die Selbständigkeit läuft nicht.

Nach den ersten Sessions, das Problem ist umrissen und diskutiert und erste praktische Schritte sind eingeleitet, kommt häufig der Satz, der alle Energie in sich zusammenfallen lässt: „Eigentlich geht’s mir ja gar nicht so schlecht!“ Der Klient beginnt zu zweifeln: Ist sein Problem vielleicht doch nicht so ernst oder drängend? Geht es anderen nicht viel schlechter? Soll er aufgeben oder erst einmal weiter abwarten?

Er sitzt in der Angestellten-Falle – der Kombination aus einem konkreten Unwohlsein mit dem Gedanken, aber doch „eigentlich keine Probleme“ zu haben. Da ist immerhin die Sicherheit des Vertrages, die vertrauten Kollegen, all die interessanten und angenehmen Aspekte des Jobs, denen bei einem Wechsel nur schwer abschätzbare Chancen und Risiken entgegenstehen. Eltern, Partner oder Freunde warnen: „Das würde ich mir gut überlegen. Hier weißt du zumindest, was du hast.“ Was tun in solch einem Zwiespalt?

Suchen Sie nach Beispielen für beide Szenarien

Verstehen Sie als erstes, dass es den meisten wie Ihnen geht: Sie verändern am liebsten wenig oder nichts und haben gute Gründe dafür – psychologische, Veränderung ist schwer, aber auch praktische. Ein neuer Job hat das reale Risiko, die Probezeit nicht zu überstehen oder nach einem Jahr wieder entlassen zu werden. Ihr Ausweg: Gegenbeispiele. Sprechen Sie mit Journalisten, die mit über 50 wieder einen guten Vertrag bekommen haben, früheren Verlagskollegen, die sich erfolgreich selbständig gemacht haben, Bekannten, die in eine andere Branche gewechselt sind. Es geht nicht darum, es Ihnen gleichzutun, aber um ein ausgeglichenes Bild, eine realistische Abwägungen von Chancen und Risiken.

Vergleichen Sie nicht mehr nur nach unten

Sie haben natürlich recht: Ihnen geht es wahrscheinlich gut im Vergleich zu viele anderen, vielleicht sogar besser. Wer noch einen Redakteursvertrag aus den frühen 90er Jahren hat, müsste heute in vielen Fällen schlechtere Konditionen akzeptieren. Belassen Sie es aber nicht allein bei dieser resignierten Feststellung. Vergleichen Sie gleichzeitig auch nach oben: Es gibt immer auch Leute, die deutlich mehr Spaß oder Sinn im Job als Sie haben, bessere Perspektiven oder mehr verdienen – solche Vorbilder können Sie inspirieren.

Zweifeln Sie nicht an Ihrem Charakter

Häufig leiten Klienten aus Ihrem Verhalten ab, sie wären willensschwach, zu ängstlich oder nicht risikofreudig genug. In Wahrheit stehen sie vor einem Zielkonflikt: Sie wollen zwei Dinge gleichzeitig, die sich ausschließen – die Stabilität des derzeitigen Job, gleichzeitig aber den Wechsel. Analysieren Sie sich für beide Ziele so detailliert wie möglich: Welche Aspekte des bisherigen Jobs würden Sie gern weiter in Ihrem Leben haben? Was soll sich ändern? Oft lässt sich das staffeln oder kombinieren, praktische Schritte ergeben sich vielfach fast wie von selbst. Beispiel: Wen vor allem materielle Bedenken halten, der könnte mit einem Haushaltsplan und Schuldenabbau beginnen, bevor er Bewerbungen verschickt.

Achten Sie darauf, wie Sie derzeit Ihre Situation bewältigen

Für die Angestellten-Falle sind persönliche Bewältigungsstrategien recht typisch: Man läuft oder meditiert, „um den Kopf frei zu kriegen“, wendet erstaunliche Summen für Kurzurlaube und Wellness-Wochenenden auf, „um endlich mal auszuspannen“, kauft etwas nur, „um sich etwas zu gönnen“. Hier sollten Sie erkennen: Gerade das, was Sie tun, um durchzuhalten, bindet Sie immer neu an die aktuelle Situation – psychologisch und auch finanziell. (Es geht dabei nicht so sehr darum, was Sie tun, sondern aus welcher Motivation heraus.)

Ihre persönliche Reflektion kann auf vielerlei Art enden: Sie beschließen, bewusst nichts zu tun. Sie versuchen, Ihre aktuelle Situation zu verbessern, beispielsweise durch bessere Arbeitsorganisation oder eine interne Bewerbung. Oder Sie planen einen Neuanfang, wie auch immer er aussieht. Die Lethargie des Status quo ist aber in jedem Fall durchbrochen.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Kress.de.

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