Jobwechsel: Was Sie zu Ihrem Chef und Ihrem Team sagen

[dropcap]E[/dropcap]ine Radiojournalistin, seit mehr als 20 Jahren angestellt, bekam ein attraktives Angebot von einem anderen Sender. Sie sagte zu und berichtete ihrem Chef, mit dem sie auch privat seit langem befreundet war, stolz von dieser Chance und drückte ihr Bedauern aus, dass sie nicht mehr lange zusammenarbeiten würden. Zu Ihrem Erstaunen freute er sich nicht für sie, sondern warf ihr Illoyalität vor – „Du gehst nach all dem, was ich für Dich getan habe?!“

Ein Feuilleton-Redakteur, Mitte 40, entschloss sich zu einer Weiterbildung im Videobereich. Das Thema interessierte ihn, und er rechnete sich eine bessere berufliche Perspektiven mit diesem Diplom aus. Der Arbeitgeber unterstützte ihn relativ großzügig bei den Kursgebühren und mit einer flexiblen Arbeitszeitregelung. Seine Kollegen aber spotteten: „Was willst Du denn damit – Katzenvideos drehen?“ Das Diplom sei wertlos, in seinem Alter sowieso.

Wer einen Neuanfang wagt, sei er privat oder beruflich, muss oft eine unangenehme Entdeckung machen: Man macht sich damit nicht nur Freunde. Das gilt im Privaten wie im Beruflichen. Wer einen Partner verlässt, weil die Beziehung nicht mehr stimmt, verletzt ihn und dazu die Verwandtschaft und kann das nur begrenzt vermeiden. Wer seinen Job kündigt, enttäuscht den Chef und lässt das Team mit seinen Aufgaben und Probleme zurück. Notwendig ist solch ein Schritt oft trotzdem. Aber wie geht man am besten damit um?

Rechnen Sie mit negativen Reaktionen

Sie mögen sich über Ihre Entscheidung freuen, bei anderen löst sie oft eine ganz andere Reaktion aus. Ein Kollege wird es als Verrat an den gemeinsamen Werten („Teamgeist“) ansehen, wenn Sie in die PR wechseln oder Pressesprecher bei einer Behörde werden. Ein anderer wird sich unangenehm daran erinnert fühlen, dass er selbst auch schon längst aktiv werden wollte, oder einfach nur neidisch sein. Allen diesen Reaktionen ist gemeinsam, dass Sie sehr wenig mit Ihnen zu tun haben, Sie sind nur der Auslöser. Trennen Sie das also.

Lassen Sie sich nicht in sinnlose Diskussionen hineinziehen

Wer einmal mit jemandem Schluss gemacht hat, weiss: Man kann sich nur bis zu einem gewissen Grad erklären. Sie werden damit leben müssen, dass Ihre Entscheidung jetzt oder nie verstanden wird. Lassen Sie sich deshalb nicht in sinnlose Diskussionen hineinziehen, etwa Nachverhandlungen nach ausgesprochener Kündigung. Ausnahme: Sie wären bereit zu bleiben, wenn gewisse Bedingungen (z. B. Gehalt, Aufgabe) anders werden. Dann sollten Sie das vorher für sich geklärt haben – ob überhaupt, was genau, in welchem Zeitraum.

Sehen Sie, dass vielleicht nur Sie profitieren

Wie bei einer privaten Trennung ist auch ein beruflicher Abschied vielfach nur für eine Seite von Vorteil. Wenn Sie kündigen, muss Ihr Chef wieder einmal durch einen mehrmonatigen Bewerberprozess mit vielen Unsicherheiten, den Finalisten einarbeiten und dann hoffen, dass er die Probezeit übersteht und auch selbst bleiben will. Für das Team heißt Ihr Erfolg erst einmal: Mehr Arbeit und Unruhe. Sehen Sie also, dass Sie vielleicht derzeit der Einzige sind, der von Ihrem Neuanfang profitiert und die Reaktionen entsprechend sind.

Setzen Sie auf den Faktor Zeit

Vieles wird sich nach einigen Monaten schon wieder beruhigt haben. Ich habe Klienten gesehen, deren ehemalige Vorgesetzte nach einem internen Wechsel fast ein Jahr nicht mehr mit ihnen gesprochen haben. Andere gestehen später ein: „Das hat mich damals so aufgeregt, weil ich diesen Job selbst wollte.“ Viele Kritiker von heute werden später sagen, dass Sie „das schon immer unterstützt“ haben – und das sogar selbst glauben. Bleiben Sie also gelassen und kümmern Sie sich in dieser Phase vor allem um Ihre Angelegenheiten.

Entdecken Sie Ihre neuen Unterstützer

Gleichzeitig werden Sie, sobald Sie Ihre Entscheidung öffentlich gemacht haben, viele neue Unterstützer entdecken: Arbeitskollegen, frühere Förderer, auch Chefs, die sich ehrlich für Sie freuen – weil Sie Ihren Berufsweg mit Wohlwollen beobachten, selbst einen ähnlichen Schritt gewagt haben oder vorbereiten. Manchmal erhalten Sie nur einige aufmunternde Worte, oft aber auch praktische Hilfe. Etwa Unterstützung mit Kontakten, Zuschüssen oder ersten Aufträgen bei einer Selbständigkeit, aber auch eine flexiblere Kündigungsregelung.

Bereiten Sie sich vor, so lange es geht

Wenn Sie die Kündigung erst einmal ausgesprochen haben, müssen Sie damit rechnen, dass sich gewisse Türen schnell für Sie schliessen. Bei Führungskräften ist es sogar üblich, sie innerhalb weniger Tage (manchmal innerhalb einer Stunde) zu beurlauben. Vorgeblich, „damit keine Unruhe im Team entsteht“, in Wahrheit, um Sicherheitsrisiken zu vermeiden, etwa das Abwerben von Kunden und das massenhafte Kopieren von Unterlagen. Sorgen Sie vor: Laden Sie sich vorab zumindest Ihre E-Mail-Kontakte und Ihr Artikelarchiv herunter.

Sorgen Sie für eine überlegte Kommunikation

Spätestens ab Ressortleiter-Ebene sollten Sie überlegen, wie und wann Sie Ihren Wechsel öffentlich machen wollen. Sind Sie ein bekannter Reporter oder Redakteur, beispielsweise wegen vielbeachteter Beiträge oder erhaltener Auszeichnungen, trifft das auch auf Sie zu. Wollen Sie, dass der neue Arbeitgeber Sie öffentlich (Pressemeldung, Webseite) ankündigt, gar einen Mediendienst wie Kress informiert? Planen Sie Wortlaut und Zeitpunkt vorab, um beispielsweise zu vermeiden, dass Ihr direkter Chef das zuerst woanders erfahren muss.

Ein Abschied ist – mindestens für eine Seite – nie leicht. Jedem, der ein wenig Feingefühl, Verantwortungsbewusstsein und Anstand hat, ist das bewusst. Und trotzdem kann das kein Grund sein, den notwendigen Schritt nicht zu gehen: Jeder Neuanfang kostet etwas, manchmal sogar einen schmerzhaft hohen Preis. Lassen Sie sich davon nicht einschüchtern – wägen Sie ab, was Ihnen am wichtigsten ist. Wer seine Prioritäten kennt, kann sicher entscheiden und weiß, was in seiner Hand liegt und welche Verantwortung er ab- oder zurückgeben muss, um in der neuen Lebensphase wieder ganz er selbst zu sein.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Kress.de.

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