Mir wird das alles zu viel

[dropcap]F[/dropcap]ür manchen Medienprofi fühlt sich der berufliche und private Alltag wie ein Marathon an, der einfach nicht enden will: Ein Projekt reiht sich an das andere, natürlich mit ständig steigenden Anforderungen bei den Auflagen-, Traffic- und Umsatzzielen. Im Postfach warten ständig einige hundert E-Mails, von denen viele seit Wochen nicht gelesen sind. Und auch privat ist Dauerstress: Der Partner hat seine eigenen Wünsche und Sorgen. Man müsste sich mehr um Kinder und Freunde kümmern. Hobbys und Sport verstärken die ewige Hetze eher noch.

„Mir wird das alles zu viel“, höre ich oft in Coachings, und das von Redakteuren bis hinauf zu Chefredakteuren und Geschäftsführern. Meist geht solch eine extreme Belastung schon seit vielen Jahren und auch über verschiedene berufliche Stationen und Arbeitgeber hinweg, hat also nur begrenzt etwas mit den aktuellen Umständen zu tun. Von der Modediagnose „Burnout“ hört man heute weniger, aber der Verlust an Lebensqualität und -freude ist für viele Medienprofis nicht mehr akzeptabel. Daher heute einige Schritte, das zu verbessern.

Prüfen Sie, wie belastet Sie wirklich sind

Wer ständig überlastet ist, hat zu einem gewissen Maß die Fähigkeit verloren, seine eigenen Kräfte richtig einzuschätzen und seine Belastungen daran anzupassen. Nicht selten wird er auch behaupten, das „ginge gar nicht“. Tatsächlich gibt es natürlich immer sachliche Gründe für den Stress, beispielsweise einen anstehenden Relaunch, Spannungen im Team wegen Sparmaßnahmen oder Umstrukturierungen, Pendeln oder einen privaten Umzug. Doch so ganz klar ist auf den ersten Blick oft nicht, wie stark jemand tatsächlich belastet ist und wie viel Stress vielleicht nur durch unzureichende Methodik und Organisation ausgelöst wird.

Versuchen Sie also zuerst möglichst objektiv herauszufinden, wie belastet Sie wirklich sind. Ein praktischer Weg dafür wäre, eine Woche lang in 15-Minuten-Schritten zu notieren, was Sie jeden Tag gemacht haben, z.B. in einer Google-Tabelle, auf die Sie auch unterwegs vom Handy aus zugreifen können. Sortieren Sie die Einheiten am Ende der Woche in Gruppen wie Arbeit, Berufsweg, Sport, Familie, Freunde, Schlaf und addieren Sie sie. Das gibt Ihnen einen realistischen Überblick, wie Ihr Alltag aktuell aussieht und ob Sie zu viel machen. Oft zeigt sich hier bereits eine Überplanung, etwa Jobs, die nur mit 12-Stunden-Schichten machbar sind, weil bereits die Konferenzen einen regulären Arbeitstag unmöglich machen.

Überlegen Sie, wie lang das schon so geht

Als nächstes sollten Sie überlegen, seit wann Sie sich überlastet fühlen. Oft sagt man leicht etwas daher („im Moment ist gerade viel los“) und erklärt es sich mit den aktuellen Projekten und privaten Herausforderungen, die natürlich immer anstehen. An diesem Punkt sollten Sie daher etwas weiter zurückgehen: Wann hatten Sie das letzte Mal eine längere Phase, also durchgehend mehrere Monate oder sogar Jahre, in denen Sie eigentlich immer entspannt waren und das Gefühl hatten, dass Beruf und privater Alltag Sie nicht viel Mühe kosten?

Bei dieser Überlegung geht es darum, zu unterscheiden, ob Sie wirklich gerade in einer ganz ungewöhnlichen Phase sind oder einräumen müssen, dass Sie es gar nicht anders kennen. Nicht selten geht der Dauerstress schon das gesamte Berufsleben hindurch und hat in der frühen Jugend begonnen. Ein Produktmanager sagte mir einmal: „Ich habe zuletzt im ersten Studienjahr entspannt gelebt.“ Wichtig ist diese Reflexion, um für sich selbst zu prüfen, inwieweit der Dauerstress mit den Umständen zu tun hat oder eher damit, wie Sie damit umgehen (es ist keine Frage der Persönlichkeit, sondern der aktuellen Perspektive).

Sehen Sie sich an, wer Ihren Stress verursacht

Ein nächster Aspekt ist die Frage, wer Ihren Dauerstress verursacht. Die Antwort darauf ist entscheidend für Ihre zukünftige Strategie: Müssen Sie sich ändern, müssen sich andere ändern oder müssen Sie Ihre Reaktion auf die Umstände verändern? Manche Belastung liegt in einer anderen Person begründet, ist aber von ihr unverschuldet (z.B. kranke Mutter). Hier wird es vor allem darum gehen, sich mit der Situation zu arrangieren, und sich vielleicht mehr Freiräume zur Erholung zu schaffen. In anderen Fällen ist ebenfalls eine andere Person die Ursache, aber durchaus bewusst (z.B. unzuverlässiger Partner, der alle Belastungen auf Sie abwälzt). In den meisten Fällen aber ist es das eigene Handeln, das Stress verursacht. Das ist durchaus eine gute Nachricht, denn dann können Sie selbst auch am meisten verändern.

Verschaffen Sie sich deutlich mehr Erholung

Alles Nachdenken muss, und das ist der nächste Schritt, zu aktiven Entscheidungen führen. Machen Sie sich und anderen also möglichst keine Vorwürfe und verschieben Sie auch nichts mehr weiter in die Zukunft – „wenn dieses Projekt zu Ende ist, trete ich etwas kürzer“, „wenn das Haus erstmal bezahlt ist“, „wenn meine Frau wieder arbeitet, muss ich weniger machen“. Sie sollten sich inzwischen gut genug kennen, um zu wissen, dass Sie sich lange genug selbst so getäuscht haben und es ewig so weitergehen würde, wenn Sie jetzt nicht beginnen. Eine geringere Belastung im Alltag ist dabei das Ziel, da deutlich nachhaltiger als Ferien oder ein Sabbatical, also eine mehrmonatige Abwesenheit für eine lange Reise.

Machen Sie es also zu einer Priorität, sich ab sofort mehr Erholung zu verschaffen. Das ist selten der eine große Befreiungsschlag, sondern eine Summe aus vielen kleinen Schritten. Versuchen Sie, an ein bis zwei Tagen pro Woche keine Überstunden mehr zu machen oder sogar früher zu gehen. Vielfach ist es möglich, mit dem Vorgesetzten einen Tag Home-Office auszuhandeln. Eine Möglichkeit ist es auch, vorübergehend (z.B. ein Jahr) die Arbeitszeit zu reduzieren. Das Teilzeitgesetz gibt einen Rechtsanspruch darauf, viele Medienhäuser haben selbst noch weitergehende Angebote, von denen auch Führungskräfte profitieren können.

Sowohl beruflich wie privat sollten Sie so viele unnötigen Termine wie möglich ablehnen. Braucht man Sie wirklich in allen Meetings? Treffen Sie bestimmte Freunde eigentlich nur noch, weil Sie sich dazu verpflichtet fühlen? Setzen Sie Prioritäten, und Ihr Wohlbefinden sollte dabei sehr weit oben rangieren. Wenn Sie sich z.B. ins Sportstudio zwingen müssen und Sie das eher stresst, sind einige Übungen daheim oder auch nur Spaziergänge besser. Für nebenberuflich und komplett Selbständige bedeutet das auch, ihre Aufträge und Kunden durchzusehen und sich eventuell von einigen zu trennen, die kaum relevant für den Umsatz sind oder so aufwendig in der Betreuung, dass sich die Mühe nicht wirklich lohnt.

Suchen Sie nach den tieferen Ursachen

Wer feststellt, dass ihm diese Veränderungen unmöglich sind oder dass er auch nach einer Reihe von Wechseln (neuer Arbeitgeber, neuer Partner) immer wieder in der exakt gleichen Situation ist, sollte nach den tieferen Ursachen suchen. Hier bietet sich manchmal auch eine Therapie an, in jedem Fall eine Phase der tieferen Reflektion, um aus alten Mustern endlich ausbrechen zu können. Ich arbeite mit Klienten mit einem Assessment, das Ursachen in der persönlichen Weltsicht offenlegt, beispielsweise das Gefühl, den Umständen ausgeliefert zu sein, sich ständig beweisen zu müssen oder immer anderen helfen zu wollen.

Bei all dem geht es nicht darum, sich umzuerziehen oder unbedingt etwas Neues zu machen. Die wenigsten wollen auch auf Karriere und ein gutes Einkommen verzichten oder ihren Lebensstil komplett wechseln, Aussteiger sind die völlige Ausnahme. Wer seinen Dauerstress reduziert, erhöht vor allem seine Selbstbestimmung und Lebensqualität, aber auch seine Kraft – um die persönlich wichtigen Ziele zu erreichen, ohne sich dabei zu erschöpfen.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Kress.de.

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