Ein Mann studiert aufmerksam Unterlegen. Womöglich schaut er sich gerade verschiedene Stellenanzeigen an.

Stellenanzeigen – wichtig, aber nicht zu ernst nehmen

[dropcap]W[/dropcap]ürde man die Anforderungen in Stellenanzeigen zum alleinigen Maßstab nehmen, könnte man sofort aufgeben. Sie sind ungefähr so realistisch wie erfundene Heiratsanzeigen. Da wird eine Fantasiefigur – Motto: „Vielleicht gibt’s so jemanden ja wirklich?!“ – entworfen von Leuten, die nach diesem Standard in den meisten Fällen selbst nicht genommen worden wären. Das muss dich nicht trübsinnig stimmen, sondern sollte dich ermutigen: Du hast in jedem Lebensalter (und in jeder Situation) die Chance, ein neues Kapitel aufzuschlagen.

Der langjährige Redakteur einer Tageszeitung, über 50 Jahre alt, war von der Verlagsleitung aus dem Newsroom gedrängt worden. Erst in eine „Entwicklungsredaktion“, im Grunde eine Auffanggesellschaft ohne Rückkehr-Option, dann zu einem Aufhebungsvertrag. Er bewarb sich bei einem Startup und wurde zu seiner eigenen Überraschung genommen. Die Arbeit erforderte Umlernen, was ihn jedoch begeisterte und an berufliche Anfangszeiten erinnerte. Ein guter Griff, obwohl er „ganz anders“ als das Anzeigenprofil war.

Nicht jedes Unternehmen ist so mutig, trotzdem sind Stellenanzeigen immer mit Vorsicht zu geniessen: Neben klassischen Übertreibungen wie „dynamisches Umfeld“ oder „innovative Unternehmenskultur“ verstecken sich vielfach versteckte Warnungen. Wenn von einem „kleinen Team“ gesprochen wird, die Liste der Aufgaben aber sämtliche Schritte von Konzept bis Umsetzung vorsieht, kann man ruhig von dramatischer Unterbesetzung ausgehen. Taucht dieselbe Anzeige immer wieder neu mit leichten Änderungen auf, scheint das Unternehmen selbst nicht zu wissen, wen es genau sucht.

Manch ausgeschriebener Job existiert gar nicht

Nicht selten überschneiden sich verschiedene Entwicklungen. Die Personalabteilung sucht vielleicht noch, während die Geschäftsführung die Stelle bereits gestrichen oder die Nachbesetzung vorerst untersagt hat. Als Bewerber erhält man dann den Hinweis, man habe sich für eine interne Lösung entschieden. Häufig auch: Zwar gibt es Bewerber, die auf das gewünschte Profil passen, allerdings ist das Unternehmen nicht bereit, das dazu passende Gehalt zu zahlen. So gibt es eine floskelhafte Absage, kurz darauf ist die Anzeige wieder online. Das Management akzeptiert dann lieber, dass die Stelle ein bis zwei Jahre nicht besetzt ist. 

Ein Verlagshaus vergibt seine Führungspositionen fast nur an Kandidaten, die schon im Unternehmen oder bereits persönlich bekannt sind. Ausgeschrieben werden die Stellen trotzdem. Eigentlich nur für den Betriebsrat. Und selbst wenn sie bereits besetzt sind und der neue Kollege nur seinen neuen Vertrag noch nicht erhalten hat. Diese Methode frustriert auch die Personalabteilung. Ein verbitterter Personalchef, nachdem er dem internen Nachfolger den Job zugesagt hatte: „Und jetzt darf ich fünf Bewerbungsgespräche führen und nach der ersten Runde allen absagen.“

Immer wieder wird ein erfahrener Profi gesucht, der aber in Gestalt eines günstigen und anspruchslosen Berufseinsteigers kommen soll. Das kann natürlich nicht funktionieren und hat für das restliche Team die Folge, dass es pausenlos helfen muss. Auch problematisch: Anzeigen, die geregelte Verhältnisse vortäuschen, obwohl sich die Firma völlig im Umbruch befindet. So angeworbene Mitarbeiter gehen oft nach wenigen Monaten wieder.

Tipps für Medienprofis auf Jobsuche

  • Stellenanzeigen nicht zu ernst nehmen: Sie beschreiben fast immer idealisierte Wunschvorstellungen. Im Zweifel nachfragen, welche Priorität die aufgeführten Kriterien haben. Beispiel: Der Arbeitgeber listet vier gewünschte Fremdsprachen auf, zwingend davon ist aber doch nur Englisch.
  • Sehe es optimistisch: Grundsätzlich ist es in jedem Lebensalter und in jeder Situation möglich, ein neues berufliches Kapitel aufzuschlagen. Wenn die Anzeige überhaupt nicht passt oder aktuell gar nicht gesucht wird, empfiehlt es sich, trotzdem seinen Lebenslauf zu schicken.
  • Werde nicht völlig ziellos: Jede Stellensuche erfordert Flexibilität, gleichzeitig solltest du innerhalb eines gewissen Korridors (Jobs, Orte, Gehalt) bleiben. Ganz wahllose Bewerbungen frustrieren dich und andere. Zudem ist es, wenn dann eine wirklich passende Anzeige kommt, nicht ideal, wenn du dich bereits beworben hast.
  • Vergesse nie, dass sich der Arbeitgeber auch bei dir bewirbt. Eine amateurhaft gestaltete Stellenanzeige mit unsinnigen Anforderungen, Schreib- und Stilfehlern oder technischen Problemen im Bewerbungsportal gibt dir wichtige Hinweise auf die Situation im Unternehmen. Grundsätzlich kann man sich trotzdem bewerben, ist aber vorgewarnt.

Stellenanzeigen sind ein wichtiger Ausgangspunkt für Bewerbungsgespräche. Allein die regelmäßige Lektüre gibt dir bereits einen Eindruck, welche Tätigkeitsschwerpunkte und Qualifikationen aktuell besonders gefragt sind. So kannst du dich schon darauf einrichten, auch wenn du noch gar nicht suchst.
Sieh die Anzeigen als Ermutigung, dass es pausenlos neue Chancen für dich gibt.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Kress.de

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