Alles läuft – warum bin ich unzufrieden?

[dropcap]E[/dropcap]Eigentlich geht es mir gut, andere wären froh, wenn sie meine Probleme hätten.“ Es kommt erstaunlich oft vor, dass sich ein neuer Coaching-Klient fast entschuldigt, nicht in einer Krise zu stecken: Da ist jemand vielleicht Chefredakteur oder Ressortleiter in einer lebenswerten Stadt, verdient gut, hat eine nicht perfekte, aber doch solide Beziehung, gute Freunde und Hobbys. Und doch ist da eine Unzufriedenheit, die sich nur schwer erklären lässt.

Ein wenig schlechtes Gewissen ist dabei: „Erwarte ich zu viel, bin ich egoistisch? Andere haben doch ganz andere Sorgen.“ Aber auch die vage Suche nach einem neuen Lebensziel: „Was will ich überhaupt? Alle sagen, dass ich schon alles habe.“ In einer Zeit der ständigen Selbstverbesserung scheint es fast ein Problem, kein gravierendes Problem zu haben. Was also tun bei diesem scheinbaren Widerspruch: Unzufrieden, obwohl doch alles gut läuft?

Seien Sie stolz auf das, was Sie erreicht haben

Zunächst einmal können Sie stolz auf Ihre Leistung sein. Es ist nicht selbstverständlich, ein wohlgerundetes Leben zu erreichen, in dem viele Aspekte – Karriere, Beziehung, Freunde, Hobbys und Sport – gleichzeitig gelungen sind, sondern das Ergebnis Ihrer Bemühungen. Gerade diese Klienten wischen das oft zur Seite, als sei das gar nicht groß der Rede wert. Aber das ist es, vielen gelingt gerade ein Bruchteil davon. Erkennen Sie diesen Erfolg an.

Wenn Sie ehrlich zurückblicken, haben Sie nicht „einfach Glück gehabt“, sondern viele kleine und große Entscheidungen getroffen, die Sie in der Summe dahin geführt haben, wo Sie jetzt sind. In der Redaktion geblieben, wenn andere ins Kino gingen. Eine Weiterbildung gemacht, während andere in die Ferien fuhren. Umgezogen, gereist oder gependelt für eine neue Stelle, all das mit Partner und vielleicht Kindern, Freundschaften trotzdem gepflegt.

Respektieren Sie Ihre eigenen Bedürfnisse

Im nächsten Schritt sollten Sie sich von den Kommentaren oder Andeutungen durchaus wohlmeinender Verwandter oder Freunde abgrenzen, Sie würden sich das vielleicht nur einbilden – eine Art Wohlstandsneurose: „Sei doch froh, was Du hast! Was willst Du denn noch?“ Hier gilt: Sie sind der Maßstab. Sie allein kennen Ihr Leben wirklich, Ihr Gefühl entscheidet. Wenn Sie meinen, dass Ihnen etwas fehle, sollten Sie das respektieren.

Dazu gehört auch, sich einmal von den Krisen und Nöten der Welt zu distanzieren, die jeden Tag die Nachrichten und sozialen Netzwerke füllen: Ja, es gibt Hunger, Krieg und all die Katastrophen, aber von Ihnen weder verursacht noch wirklich beeinflussbar. Vergleichen Sie sich also nicht mit Negativ-Extremen („Aber in Afrika hungern die Kinder!“). Die Welt um Sie herum sollte Ihnen ein Anliegen sein, aber parallel zu Ihren Wünschen, nicht ersatzweise.

Begeben Sie sich auf die Suche, was Ihnen fehlt

Wer einmal ein Führungskräfte-Seminar o.ä. besucht hat, wird die „Bedürfnispyramide“ des US-Psychologen Abraham Maslow gesehen haben: Sie ordnet menschliche Bedürfnisse aufsteigend nach Wichtigkeit – beginnend bei körperlichen Bedürfnissen wie Nahrung und Schlaf über Sicherheit und soziale Bedürfnisse wie Liebe und Freundschaft bis hinauf zur Selbstverwirklichung. Später setzte Maslow als oberstes Bedürfnis Transzendenz an, die Suche nach Gott oder allgemein einem Sinne, der über die eigene Existenz hinausreicht.

Das Modell hat seine Schwächen, gibt Ihnen aber einen guten Katalog, um selbst auf die Suche zu gehen: Was fehlt Ihnen? Tatsächlich sehe ich bei diesen Klienten fast durchweg die Suche nach Leidenschaft und Sinn – etwas, das mehr als die alltägliche Routine ist, so gut diese auch funktioniert. Oft schwingt die Erinnerung an die ersten Berufsjahre mit, den ersten Artikel oder TV-Beitrag. Noch einmal diese Aufregung erleben, etwas ganz Neues tun, sich selbst und andere überraschen, trotz oder gerade wegen der Risiken.

Sie haben viele Optionen, und jede Wahl ist richtig

Zunächst einmal sind Sie, da Ihr Leben insgesamt bereits gelungen ist, in einer sehr guten Ausgangslage: Was für andere noch Hürden sind – berufliche Optionen, Kontakte, Budget, persönliche Flexibilität -, haben sie schon überwunden. Sie stehen im Gegenteil bereits nach kurzer Überlegung vor einer Fülle von Ideen: Sie könnten den Beruf oder sogar die Branche wechseln, ein Unternehmen oder Hilfsprojekt starten, auswandern – und all das schaffen.

Diese Vielzahl an Optionen sollte Sie nicht einschüchtern oder unter Druck setzen, etwa durch die Sorge, „eine falsche Entscheidung“ zu treffen. In Ihrer Situation ist jede Wahl richtig, denn sie führt Sie weiter auf Ihrem Weg, und Sie sind flexibel genug, bei Bedarf zu korrigieren. Ich habe Managerinnen gesehen, die lieber ihre (oder fremde) Kinder betreuen wollten als weiter im Büro sitzen, erfolgreiche Konzern-Journalisten, die aus Interesse in riskante Startups gewechselt sind, andere lernten neue Sprachen und Kulturen kennen.

Selbstverständlich ist es auch eine Option, „das Leben zu genießen“, was sich allerdings meist in Konsumverhalten erschöpft: Sportstudio, Shopping, Reisen. So schön das ist, führt das – neben der langfristigen Langeweile – zu einer philosophische Frage: Gibt es eine Verantwortung, das eigene Potential sinnvoll zu nutzen, wie das am Ende auch persönlich aussehen mag? Welche Antwort Sie für sich selbst darauf auch geben, in jedem Fall gilt: Die angenehmste Herausforderung ist die, die man sich selbst ausgesucht hat.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Kress.de.

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