Ein Mann besprüht seine Blumen mit Wasser. Er hat sich dazu entschieden einen neuen beruflichen Weg zu gehen.

Was ist dein Plan, wenn das mit dem Journalismus keine Zukunft hat?

[dropcap]V[/dropcap]iele Medienprofis denken regelmäßig darüber nach, welche beruflichen Alternativen sie eigentlich hätten. Aber oft bleibt es bei einem folgenlosen Gedankenspiel mit wenigen halbherzigen Bewerbungen. So kannst du deine Möglichkeiten aktiv erweitern.

Ich spreche nur mit wenigen Medienprofis, die nicht irgendwann anmerken, dass sie selbst natürlich auch über berufliche Alternativen nachdenken. Manche, weil sie genug von den Branchen- und Arbeitsbedingungen haben. Andere, weil sie sich einen lang aufgeschobenen Wunsch endlich erfüllen wollen. Etwa mehr Zeit für die Familie und sich zu haben, nicht mehr pendeln zu müssen, sich den Tag freier einteilen können, woanders zu leben.

Selbstverständlich frage ich interessiert nach, woran sie denn gedacht hätten. Manche haben bereits sehr präzise Vorstellungen und wollen nur noch einen bestimmten Moment abwarten (z. B., bis die Kinder das Abitur haben und zur Uni wechseln). Andere antworten resigniert, ratlos oder mit einer flapsig-ironischen Bemerkung. In diesen Fällen ist es meist so, dass es beim Nachdenken und einigen halbherzigen Bewerbungen geblieben ist.

  • „Wenn das alles nichts mehr wird, mache ich einen Blumenladen auf.” 
  • „Ich könnte mir vorstellen, etwas mit Beratung im Sozialbereich zu machen.” 
  • „Eine Aufgabe mit Kindern wäre schön. Vielleicht ein privater Kindergarten?”
  • „Ich habe das lange genug mitgemacht. Jetzt starte ich eine kleine PR-Agentur.”
  • „Ich will noch ein paar Jahre angestellt sein, am liebsten weiter im Journalismus.”

Viele Kompetenzen lassen sich übertragen

Grundsätzlich haben Medienprofis viele Kompetenzen, die sie ohne größere Mühe in andere Bereiche übertragen können. Einige sind naheliegend: Andere Medienkategorien (z. B. vom Magazin- zum Buchverlag), angrenzende Bereiche (z. B. Content Marketing, Corporate Publishing, PR, Unternehmenskommunikation). Andere jedoch wünschen sich eine ganz andere Tätigkeit oder gar einen Branchenwechsel. Aber was genau soll es nun sein?

Gelegentlich äußern Klienten hier den Wunsch nach einen Berufswahltest. Sie erhoffen sich davon eine Orientierung, welcher andere Beruf passen könnte. Die Arbeitsagenturen bieten verschiedene kostenlose Varianten an, die du selbstverständlich nutzen kannst. Im Grunde eignet sich dieser Ansatz aber eher für Schüler und Studenten, die noch weitgehend unklare Vorstellung vom Berufsleben sowie ihren Fähigkeiten und Interessen haben.

Als Medienprofi mit langer Berufserfahrung weisst du aber bereits, was du kannst und was für dich funktioniert. Du hast verschiedene Unternehmen und Vorgesetzte erlebt, eventuell auch verschiedene Medienarten (z. B. Zeitung, Webseite, Radio). Du weisst, in welcher Unternehmenskultur du dich wohlgefühlt hast und produktiv arbeiten konntest und in welcher das nicht der Fall war. Kurz: Dieses Wissen hast du schon. Als Journalist hast du zudem wahrscheinlich schon jede denkbare Berufsgruppe mal interviewt.

Eigene Prioritäten klären und respektieren

Worum es geht ist, dieses Wissen zu aktivieren: Ihre Prioritäten zu klären und für sich selbst zu akzeptieren. Möglicherweise hast duVorstellungen, die andere kritisch sehen würden. Zu bescheiden oder überzogen, ganz unrealistisch. Du kannst ihnen trotzdem folgen und selbst herausfinden, wie weit sie kommen. Ab einem gewissen Lebensalter sollte das Motto nicht mehr „später einmal” sein, sondern: „Jetzt, sonst wird das nie mehr etwas”.

Mehrere meiner Klienten wollten beispielsweise zwar für bestimmte Redaktionen arbeiten, aber nicht in der dazugehörigen Stadt leben. Einige wegen Partnern, die nicht mitziehen konnten, oder weil sie ihre Wohnungen nicht aufgeben wollten. Andere, weil sie sich einen ganz anderen Lebensstil wünschten (z. B. lieber im Ausland am Meer leben). Ist solch eine Forderung unverschämt? Möglicherweise. Aber sie konnten diese Option aushandeln.

Persönlich bitte ich alle neuen Klienten um das Energy Leadership Index (ELI) Assessment, einen 20-minütigen Selbsttest mit 85 Fragen. Er gibt Hinweise auf einer tieferen Ebene. Wer sich in seinen Antworten kraftvoll und eher konfliktfreudig zeigt, eignet sich sehr gut für das Middle-Management in einem eher traditionellen Unternehmen. Wer sehr ganzheitlich denkt, wäre bei einer gemeinnützige Organisation oder Stiftung gut aufgehoben. Außergewöhnlich hohe Pragmatismus-Werte sind typisch für das Top-Management oder die Selbstständigkeit.

Am schnellsten hast du Klarheit, wenn du mögliche Alternativen direkt ausprobierst. So erhältst du oft innerhalb weniger Tage einen realistischen Eindruck und ein Gefühl dafür, ob dieser Weg passen könnte. Dafür gibt es viele Möglichkeiten: Rotation, also ein zeitlich begrenzter Einsatz in einem anderen Team. Eine Hospitanz oder ein Ehrenamt, eventuell unter Nutzung von Urlaubstagen. Frage den zuständigen Abteilungsleiter und Ihr HR, danach Ihren Vorgesetzten. Solltest du dich extern bewerben, ist ein Probetag üblich. 

Nicht zuletzt kannst du auch neben einer Festanstellung noch woanders arbeiten oder eine nebenberufliche Selbstständigkeit starten. Ihr Arbeitgeber kann ihnen das nicht verbieten.Du musst nur gewisse Bedingungen einhalten, etwa die gesetzlich erlaubte Arbeitszeit nicht überschreiten. Hier sieht man Medienprofis, die z. B. kleine Geschäfte oder einen Versandhandel testen, als YouTuber unterwegs sind oder in der Gastronomie arbeiten.

Ganz grundsätzlich geht es darum, von „ich denke darüber nach” zu „ich gehe das jetzt an” zu kommen. Praktisch bedeutet das: Viele Ideen sammeln und ausprobieren, das eigene Netzwerk aktivieren und gezielt ausbauen, die Bewerbungsunterlagen aktualisieren und ergänzen, den eigenen Online-Auftritt überprüfen. All das integriert in ihr reguläres Arbeits- und Privatleben, denn das ist erst einmal gesetzt. Meine Empfehlung wäre: Wenn du länger als sechs bis zwölf Monate bereits darüber nachdenkst, aber nicht weiterkommst, solltest du es nicht länger allein probieren, sondern bei Bedarf mit Profi-Unterstützung.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf kress.de

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