Wie junge Chefs heute führen

[dropcap]M[/dropcap]it Anfang 30 schon Chefredakteur, Geschäftsführer, Verkauf- oder Vertriebsleiter: Viele Medienhäuser haben sich in den letzten Jahren für einen deutlichen Generationenwechsel entschieden. Wer so jung Führungskraft wird, stellt allerdings auch fest, dass er seine Vorgänger nicht einfach imitieren kann: Nicht nur, dass altersmäßig tatsächlich eine ganze Generation dazwischen liegt und sich die Medienwelt inzwischen völlig verändert hat. Wer als erster solch eine Position so jung ausfüllt, kann – und muss – sie neu gestalten. Diese veränderten Wünsche und Ansichten junger Chefs (unter 40) zeigt sich in vielen Aspekten des beruflichen und privaten Lebens. Hier sind die wichtigsten von ihnen.

Hoher Anspruch an die eigene Leistung

Junge Chefs arbeiten oft außergewöhnlich fokussiert und mit hohem Anspruch an sich selbst, nicht selten höher als an ihr Team. Sie sind in Zeiten schrumpfender Auflagen und Budgets in den Beruf gekommen und gehen davon aus, dass ihnen nichts geschenkt wird. Zwar mag es verwöhnte Vertreter der „Millennials“ geben, doch in Führungspositionen sind sie die Ausnahme. Selbst ein Sabbatical wird praktisch genutzt, z.B. für eine Weiterbildung.

Lieber weniger verdienen und mehr Lebensqualität

Ein gutes Einkommen ist gewünscht, aber nicht alles. Im Gegenteil: Nicht selten sagen junge Chefs heute, dass sie in Zweifel auf ein Teil ihres Einkommens verzichten würden, wenn sie dafür mehr Lebensqualität bekommen. Besonders oft gewünscht: Mehr Zeit für regelmäßigen Sport und Treffen mit Freunden. Aber auch für die persönliche Entwicklung soll es Freiräume geben, beginnend z.B. mit mehr Zeit dafür, wieder Bücher zu lesen.

Frühe Frage nach dem Sinn des Ganzen

Viel früher – und bewusster – als ihre Vorgänger stellen sich junge Chefs die Frage nach dem Sinn: Warum mache ich das Ganze eigentlich? Natürlich brauchen insbesondere die jungen Eltern unter ihnen das monatliche Einkommen. Oft ist ein Immobilienkauf geplant oder wird schon abgezahlt. Aber das ist zuwenig, um sich die nächste 30 Jahre mit allem zufrieden zu geben. Neben der Konzern-Karriere ist der Gedanke an eine Selbstständigkeit nicht selten.

Die eigene Gesundheit wichtig nehmen

Körperliche Gesundheit ist ebenfalls etwas, das junge Führungskräfte anstreben. Wie aus einer anderen Welt erscheinen die Redaktionen der 90er, in denen geraucht und teilweise selbst tagsüber schon Alkohol getrunken wurde. Ich erinnere mich an Führungskräfte, die sogar werktags bis morgens durch die Nachtbars zogen. Das ist heute, in Zeiten der straff organisierten Redaktionen unmöglich. Junge Chefs müssen immer präsent sein.

Auch als Mann für die Familie da sein

Was lange als „Frauenthema“ galt, ist auch für männliche Führungskräfte längst aktuell: Die Vereinbarkeit von Karriere und Familie. Galt es in den 90er Jahren noch als akzeptabel, als Vater seine Kinder werktags praktisch nur schlafend zu sehen, nämlich morgens vor und abends nach der Arbeit, ist das heute für die meisten Chefs keine Option. Sie wollen, trotz Karriere, teilhaben am Alltag ihrer Familie und in ihrer Beziehung echte Partner sein.

Interesse an Führungsthemen und Psychologie

Verändert ist auch die Altersmischung im Team. Nicht selten gehört der Chef heute zu den Jüngsten im Team. „Führen durch Autorität“ ist für junge Chefs nur im übertragenen Sinne möglich, nämlich durch fachliche Kompetenz, aber auch die Erkenntnis, dass die älteren Kollegen durchaus mehr vom Fach verstehen. Dadurch bringen junge Chefs heute größeres Interesse an Führungsthemen und Psychologie mit und sind bereit, an sich zu arbeiten.

Professionelle Unterstützer selbstverständlich

Zur Eigenentwicklung gehört die Nutzung professioneller Unterstützer vom Personal Trainer über den Coach bis zum Sprachlehrer, der in der Mittagspause in die Redaktion kommt. Bei vielen ihrer Vorgänger im Job ging es in diesem Bereich eher um Krisenhilfe und Schadensbegrenzung. Viele Medienhäuser führten einst die psychologische Beratung bei Problemen wie Alkoholmissbrauch oder aggressivem Verhalten ein, heute geht es um mehr.

Suche nach eigenem Weg bei der Digitalisierung

Eine der Erwartungen der Arbeitgeber an junge Führungskräfte ist, die großen Trends der Digitalisierung – Social, Mobile, Cloud – auf das eigene Unternehmen herunterzubrechen. Was kann eine Regionalzeitung, ein Newsportal mit 20 Planstellen oder ein lokaler Sender in diesen Bereichen tun? Von der Leseraufmerksamkeit bis zum Online-Werbemarkt ist das nicht nur eine theoretische Überlegung, sondern eine strategische Führungsaufgabe. Private Herausfordung fast überall: Handy und Laptop abends einmal aus der Hand zu legen.

Moderne Arbeitsmittel werden erwartet

Wer sich ansieht, was Google, Facebook und Uber so machen, wird vom Tempo und der Vorsicht manches Medienhauses geprüft. Das kann eine Herausforderung an die eigene Motivation und Geduld sein. Der höhere Anspruch zeigt sich bei den Erwartungen an die Arbeitsmittel. Wer privat seit Ewigkeiten über Gmail und WhatsApp kommuniziert und seine Termine mit dem Google-Kalender plant, tut sich schwer mit altem Windows und Outlook.

Eigene Rollenmodelle für weibliche Chefs

Weibliche Führungskräfte hatten in der Vergangenheit oft den Eindruck, sich zwischen den beiden Rollenmodellen „die Harte“ und „das ewige Mädchen“ entscheiden zu müssen. Heute ist die ganze Spannbreite von Lebensmodellen dazwischen möglich geworden und wird auch erwartet: Karriere, aber auch Zeit für den Partner und Kinder, professionell auftreten, aber sich nicht in ein dunkelblaues Kostüm mit Schaltuch zwingen zu müssen.

Junge Vorgesetzte erfüllen heute, dass muss man ehrlich anerkennen, ein deutlich breiteres Spektrum an Ansprüchen und sind in einer Medienwelt erfolgreich, die es ihnen nicht leicht macht. Nicht allen gelingt es auf Anhieb, angemessen dotierte Verträge auszuhandeln, ausreichende Phasen der Erholung und in Teams mit älteren Kollegen die richtige Balance zwischen Führen und Zuhören zu finden. Doch die Ernsthaftigkeit, mit der sie sich all diesen Themen stellen und versuchen, besser zu werden, verdient für sich Respekt.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Kress.de.

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